Interview mit Andreas "Nino" Lindmeyer - Teil 1
- Sales Team
- 16. Juli
- 6 Min. Lesezeit
1. Nach einer langen Pause bist du nun wieder aktiv dabei. Was waren die ausschlaggebenden Gründe dafür?
Nun, ganz weg war ich ja nie, sondern stand beratend zur Seite. Dass ich jetzt wieder aktiv im Tagesgeschäft bin, hängt auch damit zusammen, dass wir die Qualität und dementsprechend den Kundennutzen deutlich erhöhen wollen. Es sind sehr spannende Zeiten, in denen viele Dinge mittlerweile anders gedacht und gemacht werden als noch vor 10 Jahren. Daran möchte ich teilhaben – und meinen Senf dazugeben.
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2. Du hast zwei neue Produkte gelauncht: zum einen die Masterclass und zum anderen das neue Mirror Portfolio. Wie wichtig sind dir diese beiden Projekte?
Das sind ja keine gänzlich neuen Geschichten – das haben wir auch damals schon angeboten. Ich persönlich denke aber, und das hat die erste Masterclass auch gezeigt, dass das Interesse, eigene Handelssysteme zu entwickeln, riesengroß ist. Viele Teilnehmer hatten eine Art „Aha“-Erlebnis, als wir das zusammen verwirklicht haben. Es kann doch nichts Schöneres geben, als jederzeit auf jede erdenkliche Marktlage reagieren zu können und immer Herr der Lage zu sein. Das werden wir definitiv wiederholen.
Das Mirror Portfolio ist natürlich komplett auf den Kundennutzen ausgelegt, z. B. für Leute, die keine Lust auf eigene Anpassungen der Handelssysteme haben, aber trotzdem den gleichen Benefit erzielen möchten. Ich denke, für viele unserer Kunden und Interessenten ist das Portfolio viel geeigneter, als mit einzelnen EAs zu beginnen – auch was das Kosten-Nutzen-Verhältnis angeht. Das Ding wird einmal eingerichtet und läuft dann immer mit den aktuellsten EAs (von mir erstellt) durch und erzielt eine überdurchschnittliche Performance. Was kann es denn Schöneres geben?
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3. Du peilst ja mit deinen Strategien und dem Portfolio immer mindestens 100 Prozent an. Was sagst du zu Kunden und Interessenten, die diese Performance für komplett überzogen bzw. nicht möglich halten?
Jeder hat natürlich seinen eigenen Blick auf die Dinge. Deshalb verstehe ich auch Skeptiker und erkläre es gerne. Der Unterschied von unserem Portfolio ist mit einer klassischen Geldanlage eigentlich nicht zu vergleichen. Vom Komfort natürlich schon – wenngleich wir auch hier noch viel flexibler sind, da das Kapital jederzeit in der Kundenhand verbleibt und täglich verfügbar ist, ohne dass bei einer Auszahlung irgendwelche Abzüge stattfinden.
Der wichtigere Teil ist aber die Performance, und das ist wahrscheinlich der Punkt, an dem sich viele fragen, woher diese hohen Gewinne kommen.
Bei der klassischen Geldanlage sind Sie in einzelne Titel investiert und halten diese teils über einen sehr langen Zeitraum. Einige machen Gewinn, andere Verlust. Ihnen bleibt dann die Differenz zwischen Gewinn und Verlust als Ihre Rendite – abzüglich der nicht unerheblichen Kosten des Anbieters.
Wir hingegen sind immer nur sehr kurz in einem Wert investiert – genau dann, wenn Bewegung zu erwarten ist. Wir gehen somit viel gezielter in den Markt. Dadurch entstehen oft Cluster-Gewinne (Anhäufung von Gewinnen in verschiedenen Werten, die z. B. zusammenhängen können). Auch haben wir sehr oft mit einem einzigen Wert einen sogenannten Nucleus-Gewinn, der alleine zwischen 3–10 Prozent bringen kann. Das summiert sich dann natürlich über das Jahr gesehen schon ordentlich. Deshalb sind die 100 Prozent auch kein Wunschdenken, sondern gelebte Realität.
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4. Würdest du einem Anfänger eher zum Portfolio oder zu einem Einzel-EA raten?
Ganz klar zum Portfolio. Die Vorteile liegen ja auf der Hand. Was viele auch nicht wissen, ist, dass man so ein Portfolio auch besparen kann. Das heißt, Sie leisten einmal die Mindesteinlage und können dann auch monatlich weiteres Kapital auf Ihr Tradingkonto einzahlen, wenn Sie das möchten – also wie bei einem klassischen Sparplan. Die Software erkennt dann automatisch das neue Kapital und passt die Handelsgrößen dementsprechend an. Das ist auch das Schöne: Mit dem Portfolio können wir sehr viele Dinge in einem umsetzen, und alles kommt unseren Kunden zugute.
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5. Kommen wir nun zu einem anderen Thema, das viele unserer Kunden umtreibt. Wie wichtig ist bereits der Einsatz von KI in den Systemen – und wie wichtig wird das für die Zukunft sein?
(Schmunzelt) Derzeit gibt es noch keine vernünftige KI in irgendeinem Retail-System. Jeder, der denkt, er kauft sich mit einem sogenannten KI-System ein eigenes „Aladin“ (Anmerkung: Aladin ist die KI, die BlackRock-CEO Larry Fink nutzt, um Märkte und Zusammenhänge zu prognostizieren), fällt auf eine 100-prozentige Mogelpackung rein. Auch wir haben uns die Domain andreli.ai gesichert und werden da in Zukunft bestimmt entsprechende Lösungen präsentieren, aber derzeit ist das alles noch heiße Luft.
Wir haben zum Beispiel beim „One“-Handelssystem einen KI-ähnlichen Ansatz drin, aber die Entscheidungen werden derzeit nur zu einem sehr geringen Teil durch eine KI getroffen. In Zukunft könnte KI aber ein echter Gamechanger werden, weil sie irgendwann bewährte Strategien imitieren könnte – was derzeit technisch noch zu aufwendig und kostenintensiv ist. Ich verfolge diese Entwicklungen sehr genau und freue mich auch darauf, wenn das Ganze tatsächlich mal ausgereift ist und wir es für uns und unsere Kunden umsetzen können.
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6. Wo nutzt du selbst schon KI? Ist sie schon Teil deines Erstellungsprozesses von neuen Handelssystemen?
Klar nutze ich KI auch selbst im Alltag. Für den Erstellungsprozess neuer Systeme hingegen eher weniger. Viel mehr habe ich schon sehr viele Diskussionen mit der KI darüber geführt, ob man beim Erstellen neuer Setups eine bestimmte Reihenfolge der Parameter einhalten sollte und ab wann man in den Bereich der Überoptimierung kommt. Es geht also mehr um philosophische Fragen der Handelssystem-Entwicklung als um tatsächliche Entwicklungsprozesse mit der KI.
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7. Wohin wird sich der Trend im automatischen Handel deiner Meinung nach in den nächsten Jahren entwickeln?
Das ist eine sehr gute Frage. Ich denke, dass es kurz- bis mittelfristig zu einer Ausdünnung der Anbieter kommen wird, die ihre einzelnen EA-Systeme auf Social-Media-Plattformen anbieten. Warum? Ganz einfach: Ich glaube, dass das Thema Cloud-basiertes Social Trading immer stärker wird und immer mehr große Tech-Firmen auf diesen Zug aufspringen werden. Diese haben dann auch die Macht und das Know-how, neue Plattformen anzubieten, die dem Metatrader, der ja durchaus in die Jahre gekommen ist, sehr schnell den Rang ablaufen könnten.
Ich denke, in diesem Bereich werden wir in den nächsten Jahren die größten Entwicklungen sehen – ähnlich wie es bei den Banken innerhalb der letzten fünf Jahre der Fall war, Stichwort N26 oder Revolut. Und mittel- bis langfristig wird man dann sehen müssen, wie die KI ihren Einzug ins Trading erhält. Uns stehen auf jeden Fall sehr spannende Zeiten bevor.
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8. Hast du schon Ideen, wie du Andreli bei allen bevorstehenden Szenarien in Zukunft positionieren möchtest?
Natürlich sind auch wir hier nicht untätig. Derzeit testen wir verschiedene Varianten einer App-Lösung, bei der der Community-Gedanke großgeschrieben wird und der Kunde gleichzeitig alles Wissenswerte zu unseren Systemen erfährt – und sie auch direkt buchen kann.
Meine Traumvorstellung für die nächsten Monate geht dahin, dass der Kunde sich überhaupt nicht mehr mit dem MT4 beschäftigen muss (es sei denn, er hat tatsächlich Interesse, eigene Systeme zu entwickeln), sondern alles direkt durch Dienstleister wie uns gelöst wird. Auch das Thema Updates wird dann ein Thema der Vergangenheit sein, weil alles zentral und automatisch abgewickelt werden kann. In weniger Worten ausgedrückt: weniger Aufwand für den Kunden bei maximalem Ertrag – und Spaß.
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9. Was sind die häufigsten Fehler und falschen Denkmuster, die Kunden machen bzw. haben können?
Oh, da gibt es eine ganze Menge. Viele unterschätzen zum Beispiel, wie komplex schon das Thema Brokerwahl sein kann. Wir empfehlen Anbieter wie GBE Brokers nicht aus Spaß, sondern weil wir dort genau die Werte handeln können, die wir brauchen – und das zu marktüblichen Konditionen. Viele Kunden möchten aber ihren bisherigen Broker behalten. Der Haken: Die Unterschiede zwischen Brokern sind riesig. Einer hat z. B. nur eine Nachkommastelle bei Preisen, der andere zwei. Einer bietet Indizes nur von 9 bis 23 Uhr an, der andere rund um die Uhr. All das kann dazu führen, dass Handelssysteme bei Broker A völlig anders laufen als bei Broker B.
Ein weiteres Missverständnis: Viele bevorzugen kleine Zeiteinheiten, weil sie glauben, dort „passiere mehr“. Das mag stimmen – heißt aber nicht automatisch, dass es in die richtige Richtung läuft. Oft wollen Trader einfach zu schnell zu viel.
Ähnlich ist es bei der Idee, sich nur auf einen einzigen Wert wie den EURUSD zu konzentrieren, weil der günstig und volatil ist. Klar, der kann spannend sein – aber für mich wäre das nur einer von vielen Werten. Gerade die Mischung aus Forex, Aktien, Indizes etc. bringt erst die Performance.
Der größte Denkfehler ist jedoch der Glaube an das perfekte System, das immer funktioniert. Märkte verändern sich ständig. Wer glaubt, ein EA sei eine Gelddruckmaschine ohne laufende Anpassung, wird irgendwann ziemlich unsanft aufwachen.
Ein weiterer Klassiker: Viele Trader wollen unbedingt jeden Trade gewinnen. Sie haben Angst vor Verlusten, obwohl die einfach dazugehören. Deshalb brechen sie ihre Regeln, drehen an Parametern herum oder schalten Systeme in Drawdowns ab – und stehen dann genau dann draußen, wenn die Gewinne wieder reinkommen.
Was viele ebenfalls unterschätzen: Wie wichtig es ist, Kapital auf mehrere Strategien zu verteilen. Ein einzelner EA kann mal schwächeln, aber ein gutes Portfolio fängt solche Phasen oft auf.
Was ich immer wieder sage: Konstanz schlägt Perfektion.
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10. Gibt es deiner Meinung nach den Heiligen Gral im Trading?
Schön wäre es. Wenn es ihn gibt, dann ist es wahrscheinlich Ausdauer, Geduld und Konstanz. Eine Strategie kann und wird nie perfekt sein. Das muss sie aber auch gar nicht. Wir alle machen diesen Job, weil wir Geld verdienen wollen. Und wenn eine Strategie das tut, dann ist der Job zu 100 Prozent erfüllt. Wer nach einem Heiligen Gral sucht, hat definitiv zu viel Zeit – und die Materie noch nicht wirklich verstanden.


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